Kaschierte Hülsen machen Marken unverwechselbar
Michael Heintschel, erfahrener Markenberater mit eigener Agentur in Freising bei München, spricht mit dem Verpackungshersteller Brandt Hülsen über den aktuellen Trend, Produkte in kaschierten Hülsen zu präsentieren.
Oberleichtersbach. „Kaschierte Hülsen aus Pappe sind seit zwei, drei Jahren stark im Kommen und machen Kunststoff- und Plastikhülsen verstärkt Konkurrenz“, meint Michael Heintschel. Diese Aussage des 62-jährigen Markenberaters belegt, dass diese Verpackungsform aktuell im Trend liegt. Vor mittlerweile 36 Jahren gründete der „Designberater für Markenbildung und Produktkultur“ die Heintschel Marken GmbH.
Michael Heintschel erklärt den Trend damit, dass Hersteller stets nach Unverwechselbarkeit ihrer Produkte streben. Schließlich suchten sie in der jüngeren Vergangenheit nach Alternativen zu einer Box. Kaschierte Hülsen bieten dafür wirksame und gleichzeitig einfach umzusetzende Lösungen. Besonders das unbehandelte Material, der „Naturlook“, wird aktuell gerne verwendet, um Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit zu signalisieren.
Bei Brandt Hülsen in Oberleichtersbach werden seit 2018 kaschierte Hülsen regelmäßig hergestellt, die Nachfrage steigt. Ilona Brandt, Juniorchefin beim Familienunternehmen aus der bayerischen Rhön, meint: „Wir stellen fest, dass immer mehr Kunden eine edle und außergewöhnliche Verpackung für ihr Produkt suchen und die Rückmeldung belegt, dass durch unsere kaschierten Hülsen ihr Marktwert wächst und der Bekanntheitsgrad steigt.“
Michael Heintschel verwendet selbst gerne Kartonhülsen, etwa um Müsli aufzubewahren. Wie er entsorgen viele Käufer kaschierter Hülsen die Verpackung nicht einfach, sondern nutzen sie weiter. „Die Firma MyMuesli hat es vor vielen Jahren geschafft, mit einer kaschierten Hülse eine starke ikonografische Verpackung zu etablieren. Und das mit einem Standardprodukt!“ Der Markenberater zeigt sich immer noch beeindruckt von dieser genialen Idee.
Als frühen Vorreiter der markenbildenden Kartonhülse nennt der Fachmann die „Pringles“. Dabei hätten es die Kartoffelchips nicht nur aus der Rascheltüte in den Kartonzylinder geschafft. Der Wechsel der Verpackungsform führte sogar zu einem anderen, einem bewussteren Knabberritual, fast zu vergleichen mit dem Verzehr einer Hostie, sinniert Michael Heintschel.
Mehr Innovationen!
Seiner Meinung nach eignen sich allerdings nicht alle Produkte für den Verkauf in der Hülse, auch wenn es auf den ersten Blick logisch erschiene: „Theoretisch kann man viele Lebensmittel in einer solchen Hülse in der Küche oder im Vorratsraum deponieren“, meint er. Ein gutes Beispiel dafür, dass Hülsen nicht immer eine gute Idee sein müssen, seien Nudeln. Während beim Kochen der Teigwaren normalerweise der Beutelinhalt komplett ins heiße Wasser wandert, wird die Verpackung umgehend entsorgt. Das wäre bei der Hülse vermutlich genauso.
Anders sieht es bei Produkten aus, die über einen längeren Zeitraum verzehrt werden. Als Beispiel nennt Heintschel etwa edlen Whiskey. Selbst wenn die Flasche mittlerweile leer ist, „wohnt“ die vertraute Hülse weiterhin in der Küche.
Der Markenberater ermuntert Hersteller zu Produkten, „die aus der Rolle fallen“. Nicht nur als stabile Um-, sondern auch als Primärverpackung besitzt die kaschierte Hülse Potenzial. Seiner Prognose nach erfreut sich der Kartonzylinder auch in Zukunft steigender Beliebtheit: „Das betrifft zahlreiche und ebenso unterschiedliche Kategorien, wie Unterwäsche, Socken, Lebensmittel.“
Natürlich wird auch dieser Trend irgendwann ein Ende finden, spätestens wenn das Besondere durch zu viele Nachahmer zur Regel geworden ist. Bis es so weit ist, ermuntert Michael Heintschel die Hülsenhersteller zu innovativen Ideen, um ihre Kunden zu stimulieren. In den Verkaufsregalen werden wir sehen, ob sie auf ihn gehört haben.